Dass unsere Ernährung sich auf Gesundheit, Wohlbefinden und letztendlich auf das äußere Erscheinungsbild unserer Haut auswirkt, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Allein 2017 haben Bioprodukte in Deutschland einen Rekordumsatz von 10,04 Milliarden Euro generiert.
Die Nachfrage nach pestizid- bzw. schadstofffreien Lebensmitteln ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Umso verwunderlicher ist es, dass wir als gesundheitsbewusste Gesellschaft unsere Atemluft komplett vergessen, die zum Beispiel in Großstädten oder Büros mit laufenden Computern und Druckern, alles andere als "bio" ist.
Formaldehyd, Ammoniak, Benzol und Trichlorethen gehören zu den bekanntesten Luftschadstoffen, die sich in unserer täglichen Atemluft befinden. In der Regel ist die Konzentration dieser Schadstoffe so gering, dass keine sofortigen Symptome auftreten. Langfristig können aber auch geringe Dosen verschiedene Krankheitsbilder auslösen, die alle unter dem Begriff “Sick-Building-Syndrom” zusammengefasst wurden.
Mögliche Symptome sind: Antriebslosigkeit, Übelkeit, Depression, Haarausfall, Konzentrationslosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Schwäche etc. Leider gibt es kaum Untersuchungen über die Zusammenhänge von Luftschadstoffen und den bereits genanten Symptomen, was dazu führt, dass diese so gut wie nie mit der Atemluft in Verbindung gebracht werden.
In einigen Untersuchungen in Korea und Japan konnte man bei empfindlichen Personen in Neubauten (wo die Schadstoffbelastung besonders hoch ist), kurzfristige und nachvollziehbare Zusammenhänge zwischen dem “Sick-Building-Syndrom” und der erhöhten Formaldehyd- und Xylolbelastung feststellen.
Zum Glück hat die Natur auch hier Abhilfe geschaffen. Mit einer überschaubaren Menge an Zimmerpflanzen ist es möglich, zumindest die Luft zu Hause oder am Arbeitsplatz fast schadstofffrei zu bekommen.
Bereits 1984 entdeckte Dr. Bill Wolverton im Auftrag der NASA, dass bestimmte Pflanzen ganz bestimmte Schadstoffe (nicht nur Kohlendioxid) aus der Luft absorbieren. Dabei wurden die Pflanzen in luftdichte Plastikkästen gesteckt, welche anschließend mit hohen Konzentrationen eines Schadstoffes gefüllt wurden. Das Ergebnis: Bestimmte Pflanzen sind gegen bestimmte Schadstoffe besonders effektiv, während andere manche Giftstoffe gar nicht oder nur kaum filtern können. Es müssen also ganz bestimmte Zimmerpflanzen sein! Da die Pflanzen des NASA-Experiments herausragende Ergebnisse lieferten, untersuchte man die Mechanismen, die für die Luftreinigung verantwortlich sind. Die folgenden Prozesse sind dabei ausschlaggebend:
Zimmerpflanzen absorbieren Luftschadstoffe durch winzig kleine Öffnungen in den Blättern (auch Stomata genannt). Dort werden diese entweder aufgespalten oder über die Wurzeln ins Erdreich abgegeben, wo sie als Nährstoffe für symbiotische Mikroben dienen.
Basierend auf den Ergebnissen von Dr. Bill Wolverton, folgen nun die besten Pflanzen gegen den jeweiligen Schadstoff.
Formaldehyd ist der häufigste Schafstoff in den meisten Räumen. Isolierungen, Pressspanplatten, Möbel, Einkaufstüten, Wachspapier, Brandschutzmittel, Klebebinder in Bodenbelägen, Zigarettenrauch, Bücher, Tapeten, Reinigungsmittel, Desinfektions- und Waschmittel, Weichspüler und Kosmetikprodukte sind häufige Quellen.
Die Symptome sind zahlreich und in sehr hohen Konzentrationen äußerst schwerwiegend. Unter anderem: Hautkrankheiten, Allergien, Antriebslosigkeit, Appetitverlust, Asthma, Augenbrennen, Übelkeit, Bronchitis, Depression, Gedächtnisstörungen, Haarausfall, Halsentzündung, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerz, Atemwegserkrankungen, Müdigkeit, Schlappheit, Schlafstörungen, allgemeine Schwäche, Schwindelanfälle usw.
Bild | Bezeichnung | Licht | Temperatur | Erde | Filterleistung |
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Nephrolepis exaltata | Halbschatten | 16°C - 24°C | Substrat auf Torfbasis | 1,863 mg | |
Chrysanthemum morifolium | Sonne | 13°C - 18°C | Blumenerde | 1,450 mg | |
Phoenix roebelenii | Halbschatten | 13°C - 24°C | durchlässiges Substrat | 1,385 mg | |
Dracaena deremensis | Halbschatten | 16°C - 24°C | lockere Erdmischung | 1.361 mg | |
Nephrolepis obliterata | Halbschatten - hell | 16°C - 24°C | lockere Blumenerde | 1.328 mg |
Filterleistung = pro Stunde bei einer ca. 50 cm großen Pflanze
Druckertinte, Abgase, Lack, Kunststoffe, Gummi, Farbstoffe, Reinigungsmittel, Benzin, Zigarettenrauch, verschiedene Verbrennungsvorgänge, synthetische Fasern, Klebstoff, sind zuverlässige Lieferanten von Benzol in der alltäglichen Raumluft. Symptome wie Müdigkeit, Schwindelanfälle, Kopfschmerzen bis hin zur Bewusstlosigkeit können schon nach kurzem Kontakt auftreten. Bei andauerndem Kontakt sind Blutkrebs, ein gestörtes Immunsystem, Atemwegserkrankungen und ein geschädigtes Erbgut mögliche Folgen.
Bild | Bezeichnung | Licht | Temperatur | Erde | Filterleistung |
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Gerbera jamesonii | Sonne | 16°C - 20°C | Blumenerde | 97,92 µg | |
Chrysanthemum morifolium | Sonne | 13°C - 18°C | Blumenerde | 75,83 µg | |
Hedera helix | Halbschatten | 15°C - 22°C | Gartenerde | 43,33 µg | |
Sansevieria laurentii | Halbschatten | 15°C - 26°C | Komposterde + Sand | 41,67 µg | |
Dracaena deremensis | Halbschatten | 16°C - 24°C | lockere Erdmischung | 22,5 µg |
Filterleistung = pro Stunde und m² Blattfläche
Trichlorethen (TRI) oder auch Trichlorethylen genannt, ist in äußerst vielen Reinigungsmitteln, Lacken, Lösungsmitteln, Farben, Asphalt, chemischen Reinigungsmitteln, Druckertinte, Klebstoffen sowie in Kunstleder, Imprägnierungs- und Desinfektionsmitteln, Lackentferner und Insektensprays enthalten. TRI ist hoch toxisch und greift das zentrale Nervensystem an. Es ist ebenfalls ein Auslöser der Parkinsonkrankheit. Bei Kontakt können Hirnnervenentzündung, Hör- und Sehstörungen, Nierentumore, Anämie, Erblindung und andere Symptome auftreten.
Bild | Bezeichnung | Licht | Temperatur | Erde | Filterleistung |
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Gerbera jamesonii | Sonne | 16°C - 20°C | Blumenerde | 35.42 µg | |
Hedera helix | Halbschatten | 15°C - 22°C | Gartenerde | 30,42 µg | |
Dracaena marginata | Halbschatten | 18°C - 24°C | lockere Erdmischung | 15 µg | |
spathiphyllum "mauna Loa" | Schatten | 16°C - 26°C | humusartige Erde | 14,17 µg | |
Sansevieria laurentii | Halbschatten | 15°C - 26°C | Komposterde + Sand | 11,66 µg |
Filterleistung = pro Stunde und m² Blattfläche
Ammoniak entsteht durch den Zerfall von Fäkalien, wie beispielsweise in Tierställen, Katzenklos und durch Gülle in der Landwirtschaft. Im Kontakt mit Ammoniak leiden als erstes Augen und Lunge. Bei höheren Dosierungen auch die inneren Organe, das Gehirn bzw. alle Körperzellen, die mit dem Gift in Kontakt kommen. Mögliche Symptome sind Lebererkrankungen, Nierenstörungen, Enzymdefekte, Reye-Syndrom, Verwirrung, Desorientiertheit.
Bild | Bezeichnung | Licht | Temperatur | Erde | Filterleistung |
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Rhapis excelsa | Halbschatten | 15°C - 20°C | durchlässiges Substrat | 7,356 µg | |
Homalomena wallisii | Halbschatten | 18°C - 28°C | Blumenerde | 5,208 µg | |
Liriope spicata | Halbschatten | 12°C - 20°C | Blumenerde | 4,308 µg | |
Sansevieria laurentii | Halbschatten | 18°C - 22°C | lockere Humuserde | 4,119 µg | |
Chrysanthemum morifolium | Sonne | 13°C - 18°C | Blumenerde | 3,641 µg |
Filterleistung = pro Stunde bei einer ca. 50 cm großen Pflanze
Xylol befindet sich unter anderem in Lösungsmitteln, Farben und Lacken sowie Kunststoffen, Druckerfarbe, Klebstoffen, Gummi, Kunstleder und Pestiziden. Eine weitere Quelle sind die Abgase des nahe gelegenen Straßenverkehrs. Xylol greift unser zentrales Nervensystem an, was sich durch Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Nervenstörungen, Atemwegsreizungen, Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit und bei hohen Konzentrationen sogar durch Lungenödeme bemerkbar macht.
Bild | Bezeichnung | Licht | Temperatur | Erde | Filterleistung |
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Phoenix roebelenii | Halbschatten | 13°C - 24°C | durchlässiges Substrat | 0,51 mg | |
Dieffenbachia camille | Schatten | 16°C - 24°C | lockere Blumenerde | 0,341 mg | |
Dracaena marginata | Halbschatten | 18°C - 24°C | lockere Erdmischung | 0,338 mg | |
Dieffenbachia maculata | Halbschatten | 20°C - 28°C | lockere Blumenerde | 0,325 mg | |
Homalomena wallisii | Halbschatten | 18°C - 28°C | Blumenerde | 0,325 mg |
Filterleistung = pro Stunde bei einer ca. 50 cm großen Pflanze
Man könnte meinen, dass man Unmengen an Pflanzen benötigt, um eine saubere Zimmerluft zu bekommen und ja, Ihr Zimmer wird vermutlich um einiges "grüner" werden. Dennoch ist es durchaus realistisch, ein ganzes Zimmer mit genügenden Pflanzen zu versorgen, um alle genannten Schadstoffe stündlich aus der Luft zu filtern. In einem ca. 22 qm großen Zimmer mit 2,40 m Deckenhöhe kommt man auf ein Luftvolumen von 52.800 Litern (ohne Möbel). Da die tatsächliche Schadstoffbelastung nur mit professionellem Equipment messbar ist, gehen wir einfach von 0,173 µg Formaldehyd und 0,022 µg Xylol pro 1L aus. Dies entspricht einer ungewöhnlich hohen Belastung, wie sie fast nur in Neubauten vorkommen kann. Das bedeutet, im schlimmsten Fall befinden sich 9,134 mg Formaldehyd und 1,162 mg Xylol in der gesamten Zimmerluft unseres 22-qm-Beispielzimmers.
Um das gesamte Formaldehyd und Xylol stündlich aus der Luft zu filtern, wären bereits fünf 50 cm große Schwertfarnen und drei ähnlich große Dieffenbachia-Camilla-Pflanzen ausreichend. Um auch andere mögliche Schadstoffe effektiv aus der Luft zu filtern, empfehlen wir folgende Auswahl:
Die Sansevieria laurentii ist besonders auch für das Schlafzimmer interessant, da diese auch Nachts Sauerstoff produziert.